In Lindau ist der Himmel blau
Die Anreise zum erwähltem Lindau
Diesmal tat ich zur Abwechslung mal eine Reise zu zweit. Aus Gründen der Anonymität nenne ich sie einfach mal F. Aus diesem Hintergrund erwuchs auch das Reiseziel. Ihr Wunsch war Gardasee oder Bodensee. Ersteres war mir zu weit und somit war eigentlich nur die Frage, ob wir Konstanz oder Lindau als Ziel nehmen. Von touristischer Attraktivität und Anreisemöglichkeiten ohne Auto schienen beide Varianten gleichwertig.
Letztlich gewann Lindau, weil wir da ein Hotel fanden, was überzeugte. Das Hotel Garni Brugger auf der Insel Lindau.
Die Zugfahrt war eigentlich auch in einer entspannenden Variante geplant. Kurz vor 10 Uhr mit dem ICE los, etwas mehr als eine Stunde Umsteigezeit in Nürnberg. Dort sind wir nochmal leicht in die Innenstadt spaziert, aber nicht so weit. So eine Stunde geht schneller rum als man denkt. Danach waren es noch etwas mehr als 3 Stunden Fahrt mit einem Regionalexpress direkt auf die Insel Lindau. Im Prinzip klappte alles gut, aber der Regionalexpress war eher unschön. Nur 2 Hänger und auch wenn wir saßen war es irgendwie doof, dass andere stehen mussten. Keine Ahnung warum die so einen kleinen Zug auf einer offensichtlich gefragten Strecke einsetzen. Durch die fehlende Elektrifizierung der Strecke war es auch ein Dieselzug, was man durch permanente Geräusche, Wackeln und Brummen merkt. Nimmt man dann noch das Schwanken durch die Neigetechnik dazu, kann einem ganz schön schlecht werden da drin.
Wie geplant kamen wir in Lindau an und nahmen den direkten Weg zum Hotel auf der anderen Seite der Insel. Wenn man flott geht sind es nur 10 Minuten, aber mit Gepäck und gelegentlichem Stehenbleiben für erste Fotos und Guggen dauerte es länger und der Schweiß tropfte, da es hier immer noch eine ganz schöne Schwüle gab.
Im Hotel dann eine Überraschung: wir hatten 2-Bett-Zimmer Comfort gebucht, standen dann aber in einem ziemlich großen Vierbettzimmer. Separates Klo und schöne Regendusche. Ansich schön, aber leider war das Zimmer sehr lang gestreckt und hatte nur auf einer Seite ein recht kleines Fenster. Durch die Hitze der letzten Tage war es stickig und mit ca. 30 Grad recht warm da drin. Durch die Gegebenheiten bekam man das kaum raus, wenn überhaupt leicht, indem man auch die Zimmertür offenließ, aber das ist natürlich doof, wenn da andere Gäste langkommen und einem ins Bett schauen.
Somit war die erste Nacht recht schweißtreibend und nicht erholsam.
Nach dem Bezug des Zimmers ging es natürlich wieder raus. Was Essen und die Insel Lindau erkunden. Kreuz und quer schritten wir durch die hübschen Gassen mit alten Häusern. Teil abenteuerlich enge Gassen und schöne Anblicke. Fast alle Häuser dort sind alt. Es ist also wirklich sehr sehenswert dort. Und dann natürlich der schöne Hafen mit Promenade. Das lud ein für viele Fotos und wir waren dort quasi jeden Tag mal.
Bregenz in Österreich
Der erste volle Tag sollte das Ziel Bregenz in Österreich beinhalten. Von Lindau aus kommt man dort gut hin, alle halbe Stunde geht ein Zug und der braucht nur gut 10 Minuten und die Strecke führt malerisch am Ufer entlang. Beachten sollte man, dass man das Ticket am Automat der österreichischen Bahn kauft, da ist es deutlich billiger.
Bregenz selbst sah erstmal nicht so schön aus, als wir in Richtung Innenstadt liefen. Der Bereich war auch recht klein. Nach einer Pizza wollten wir mit der Seilbahn auf den Hausberg von Bregenz fahren, den Pfänder. Von da oben aus soll man angeblich einen tollen Blick über den Bodensee haben. Leider fanden wir bei Ankunft an der Talstation ein Schild vor was besagte, dass die Seilbahn für diese Woche aufgrund von kurzfristigen Servicearbeiten geschlossen ist. Schade.
Aber in der Nähe war noch eine hübsche Kirche namens Pfarrkirche Herz Jesu und dann noch etwas weiter den Berg rauf kamen wir zum Martinsturm in der Martinsgasse. Auch wenn ich da durch die Sonne und das Laufen schon etwas alle war, musste ich das natürlich sehen und ein Foto machen.
Anschließend ging es in Richtung Hafen, wo es mir viel besser gefiel und dort trank ich auch einen Kaffee. Besonders die Promenade dort am Wasser hatte es mir angetan. Wenn ich dort leben würde, wäre das sicher ein Ort, wo ich mich oft aufhalten würde. Wir gingen sie bis zur Seebühne Bregenz, der größten Seebühne der Welt. Leider konnten wir nicht rein, weil dort gerade eine nichtöffentliche Probe stattfand.
Nun war es erst Nachmittag, aber wir hatten genug von Bregenz gesehen und fuhren zurück nach Lindau mit dem Plan, noch irgendwo zu baden. Leider brachte meine Internetrecherche nicht wirklich eine schöne Badestelle in Hotelnähe zutage. Und eine Nachfrage an der Hotelrezeption bestätigte das. Es gab nur einen einfachen Einstieg in Hotelnähe, alles andere war weiter weg. Wir wollten es dann versuchen mit dem Tipp einer Wiese beim Zeltplatz in Zech und mit dem Stadtbus hinfahren. Diesen kann man kostenfrei Nutzen als Hotelgast in Lindau.
Vorher wollte F noch ein paar Apotheken abklappern wegen einem Onlineportal wo man Geld für Fotos davon bekommt. Das zog sich aber ganz schön hin und ermüdete wegen den vielen Schritten in der Sonne (am Ende waren es deutlich über 25000 Schritte an dem Tag). Als wir dann 20 Uhr in einem Einkaufscenter waren und gegessen hatten war klar, dass es zu spät war, um noch soweit raus zu fahren. Also nahmen wir doch die Einstiegsstelle in Lindau. Bzw. nur ich ging rein. Es war eine simple Metalltreppe neben dem Weg, es war nicht sonderlich hübsch dort, der Wellengang war recht stark und es trieb viel Zeug im Wasser, aber es war nach dem anstrengendem Tag trotzdem erfrischend und der Blick auf die hohen Berge war toll.
Zeppelinstadt Friedrichshafen
An Tag 3 sollte es nach Friedrichshafen gehen. Mir ging es früh gar nicht gut, aber rechtzeitig zum Losgehen hatte es sich wieder gelegt (nur der Appetit blieb den ganzen Urlaub über mehr oder weniger aus). Auch diese Zugfahrt war mit einer knappen halben Stunde recht kurz und nicht ganz so sehenswert wie die am Tag zuvor, da die Strecke nicht am See entlang führte.
Der erste Eindruck der Stadt war nicht so hübsch, aber man darf auch nicht zuviel erwarten. Da dort früher viel rüstungsrelevante Industrie war, war die Stadt ein bevorzugtes Ziel der Bombenangriffe und diese ließen quasi keine Altstadt zurück. Dafür empfand ich, wie so oft am Bodensee, gerade die Bereiche am See sehr schön, hier dann die lange Promenade. Es gab auch einen Aussichtsturm am Wasser, den man kostenfrei besteigen konnte.
Nachdem es mittags einen schönen Wrap im Pita-Pita an der Promenade gab, ging es dann zum Zeppelinmuseum. Das war eines der wenigen Sachen, die ich mir im Vorfeld der Reise ausgeguggt hatte, die ich unbedingt sehen wollte. Es war auch sehr interessant dort. Es gab viel Technik zu bestaunen. Der Höhepunkt war ein originalgetreuer Nachbau eines Teils der Passagierkabine von dem größten Zeppelin. Und das war größer, als ich es mir vorgestellt hatte. Es war interessant sich mittels Imagination vorzustellen, damit ein paar Tage lang über den Atlantik zu ziehen. Für so eine Dauer wäre es dann aber vermutlich doch wieder etwas beengt gewesen. Am Ende waren wir aber dennoch mit einer knappen Stunde recht schnell durch dort.
Danach führte der Weg nochmal kreuz und quer durch die Stadt und dann den langen Weg am See entlang bis zum Strandbad Friedrichshafen. Dort war es herrlich. Geringer Eintritt, große gepflegte Wiese mit schattenspendenden Bäumen und angenehm unbevölkert. Baden konnte man über den Steg oder über Stufen direkt am Ufer. Das Wasser war hier sauberer als in Lindau, dafür aber kühler. Schade dass es sowas Schönes nicht direkt in der Nähe der Insel Lindau gab, sonst wären wir da sicher nochmal gewesen.
Als es dann langsam 20 Uhr wurde, kehrten wir wieder zurück nach Lindau und ließen den Tag am Hafen am netten Kiosk am Römus ausklingen, ich mit einem Schwarzbier.
St.Gallen in der Schweiz
Wo wir schon da unten waren lag es nahe, alle Länder dort mitzunehmen und so war das heutige Ziel St.Gallen in der Schweiz. Es gibt einen Eurocity Zug von München nach Zürich und weiter und genau den nahmen wir. Die Strecke führte über Bregenz und St.Margareten und dauerte eine knappe Stunde, wobei hier auch eine Standzeit von ca. 15 Minuten an der Grenze zwischen Österreich und der Schweiz dabei war. Kontrolliert wurden wir aber nicht. Ich glaube da gingen Leute in Zivil durch den Zug und suchten sich sporadisch Leute raus, die sie kontrollierten.
St.Gallen wird auch die Stadt der 1000 Erker genannt und man konnte gut sehen, warum das so ist. Sehr hübsche Gassen mit vielen verschiedenen Erkern. Bemerkenswert fand ich auch einen Bereich im Bankenviertel, wo der Bodenbelag komplett rot war. Da es wirkte wie eine Fußgängerzone war ich überrascht, als dann doch Autos durchfuhren. Ich finde es ungünstig wenn man Fuß- und Fahrbereich optisch nicht richtig unterscheiden kann.
Am Anfang brauchte ich auch ein paar Schweizer Franken und hob mir 100 davon ab (die am Ende des Tages auch verbraucht waren). In der Schweiz ist es wirklich auffällig teuer. Das wußte ich zwar, aber nicht in welchem Ausmaß. Das meiste kostet dort ca. doppelt so viel wie zu Haus. Dort wäre selbst mir Restaurant zu teuer gewesen. Wir suchten uns einen Imbiss-Stand, der wohl Tradition hatte und zu unserem Glück in dieser Woche gerade Angebot hatte: alles kostete die Hälfte, also „Normalpreis“ für unseren deutschen Geldbeutel. Hier gingen wir dann auch nochmal abends vorbei, so dass ich für Verköstigung sonst nur noch mal etwas für Kaffee und Kuchen investierte.
Auch heute summierten sich die Schritte auf dem Fitbit immer mehr, aber wir sahen auch viel Schönes. Der Stadtpark war bemerkenswert und schön ruhig und die Stiftskirche St.Gallen (die eher wie ein Dom erschien) war wundervoll, ganz besonders innen. Ich würde es sogar als Augenweide bezeichnen. Generell fiel mir auch auf, wie überaus freundlich und entspannt die Schweizer waren. Das gefiel mir gut und ich behalte im Hinterkopf, dass es dort sicher auch schön wäre zum Leben.
Nachdem wir die Innenstadt ausgiebig erkundet hatten ging es mit der Mühleggbahn in Richtung oben. Dort fanden wir dann einen tollen Panoramaweg, von dem aus man die ganze Stadt überblicken konnte und auch den Bodensee sah. Auch dort oben befand sich ein sehr idyllisches Naturbad namens Dreilinden. Ein Becken dort war kostenlos, eins naturbelassen und nicht zum Baden und eins mit Eintritt. Wir hatten kein Badezeug mit, aber es war auch so schön, dort durchzuspazieren und etwas zu verweilen.
Rechtzeitig waren wir am Ende auch wieder am Zug, wo ich noch die letzten Franken für Bier und Wasser ausgab. Es blieben nur 10 Rappen übrig.
Radeln und Schiffen
Am letzten vollen Tag waren noch zwei Dinge offen, die wir tun wollten: Rad fahren und Boot fahren. Da es dort gar nicht so viele reine Bootsrundfahrten gab wie man denken könnte, war die Zeit fürs Boot fix 15 Uhr und damit war klar, dass wir vormittags Radfahren.
Es gab schöne Räder in der Nähe des Bahnhofs. Der Verleiher erkannte mich gleich als Sachse, da er ursprünglich aus Chemnitz kam. Die Räder kosteten 10 Euro pro Stück für einen halben Tag. Der Bodenseeradweg ist in Teilen schön, allerdings führt er wegen Privatbesitz teils auch etwas weiter weg vom Ufer und dadurch geht es auch manchmal ganz schön hoch und runter. Und manchmal leider auch an (wenn auch nicht stark befahrenen) Straßen entlang. Wir fuhren bis Wasserburg und dann noch etwas weiter nach Nonnenhorn. Dort reichte die Zeit gerade so für den Besuch des dortigen Strandbades und einem Imbiss dort. Allerdings war es vom Baden her dort lange nicht so schön wie in Friedrichshafen. Theoretisch hätte es aber auch noch ein beheiztes Freibadbecken gegeben. Aber wir wollten trotzdem lieber in den See.
Pünktlich kamen wir dann auch beim Schiff an und begaben uns auf die 90 minütige Dreiländerfahrt, die vorbei an Bregenz führte bis zur Mündung des Rheins in den Bodensee. Da die Sonne knallte, war ich ganz froh über den beschatteten Platz auf dem Oberdeck. Toll fand ich dort auch den Kaffee in Blümchentassen und die schöne Erdbeertorte mit Sahne. Wie immer ging die Bootsrundfahrt viel zu schnell vorbei.
Nach der Rundfahrt spazierten wir noch etwas durch Lindau und fanden uns dann am Hafen ein, denn ich wollte wenigstens einmal richtig essen gehen. Wir suchten uns das Restaurant vom Hotel Bayerischer Hof aus und wir nahmen beide das Schnitzel mit Pommes. Das hört sich profan an, war aber in jeder Hinsicht besonders und seinen Preis von 15 Euro wert. Das Schnitzel war eindeutig selbst gemacht, die Pommes auch und dazu gab es einen sehr guten Salat. Und natürlich ein Bier.
Als wir dort saßen, legte auch ein großes Schiff nach dem anderen dort an und der Höhepunkt war der Einlauf der Sonnenkönigin. Ein besonders ungewöhnliches und schönes Schiff, was wir in Bregenz vor Anker liegen sahen. Und wie ich am Nachbartisch hörte, ist es wohl eine Besonderheit, dass dieses Schiff in Lindau anlegt. An Bord waren viele viele internationale, junge und intelligente Teilnehmer einer Nobelpreisveranstaltung, die schon die ganze Woche dort in der Nähe stattfand. Es ging wohl irgendwie um den Wissenschaftsnachwuchs, quasi die Nobelpreissieger von morgen. Ich wäre gern dabei gewesen, sah aus wie eine sehr interessante Gesellschaft.
Tuff tuff tuff, zurück nach Leipzig
Der Zug fuhr erst 13 Uhr los, somit hatten wir noch genug Zeit, gemütlich zusammenzupacken. Es war sehr schwül und nach dem Frühstück brachten wir es erstmal hinter uns, das Gepäck zum Bahnhof und in ein Schließfach dort zu transportieren. Das war sehr schweißtreibend.
Die letzten 2 Stunden füllten wir dann damit, nochmal die Eindrücke im Hafenumfeld in uns aufzunehmen, nochmal den einzigen Leuchtturm in Bayern zu besteigen und einen Happen zu essen.
Die Zugfahrt zurück startete wieder mit diesem Wackeldieselzug, diesmal war es gefühlt noch schlimmer und mir war etwas übel davon. Diesmal ging es mit dem Zug aber nur 2 Stunden, denn für zurück nahmen wir die billigste Strecke, die mit 2 mal Umsteigen war. Das erste fand in Augsburg statt und war mit planmäßig 15 Minuten sehr gemütlich bemessen. Der zweite Umstieg in Erfurt war mit 4 Minuten schon knapper. Dadurch habe ich gelernt, dass solche knappen Umstiegszeiten nur zulässig sind, wenn man beim Umstieg direkt gegenüber in den anderen Zug steigen kann und nicht erst über Treppen zu einem anderen Gleis muss. Am Ende waren wir nur ca. 10 Minuten zu spät in Leipzig, was ich voll ok fand.
Mein Fazit zur Urlaubsdestination: Der Bodensee und die Städte drumherum sind echt schön und wirklich ein lohnendes Ziel für den Urlaub. Preislich ist es eigentlich auch OK, solang man nicht in die Schweiz fährt. Etwas blöd fand ich, dass kein ICE dahin führt und der öffentliche Nahverkehr dort sehr dürftig ist. Was wiederum einen auffallend hohen und nervigen Autoverkehr verursacht.
Mein persönliches Fazit: ich konnte sehen, dass das Verreisen in Gesellschaft durchaus seine Vorzüge hat, man aber wohl im Vorfeld noch mehr darauf achten sollte, dass beide Menschen dem gleichen oder möglichst ähnlichem Urlaubertyp angehören, so dass es nicht schwierig wird Kompromisse zu finden, die allen gefallen.