AEWO - Alles ein wenig ordentlich
24. Januar 2021, 18:28

Meine Erfahrung mit Bitcoin, Etherium und Co

Eine dunkle Kugel, welche die unbekannte Zukunft symbolisiert
Ein Blick in die Steinkugel

Derzeit erleben die Bitcoins dieser Welt eine bisher kaum gekannte Rally und steigen und steigen. In dem Zuge fragt sich sicher Mancher, der damit bisher nicht in Berührung kam, was es damit auf sich hat und ob es noch lohnt, mit einzusteigen. Für diese Menschen möchte ich an dieser Stelle gern einmal aus meiner erfahrener-Laie-Sicht zusammenfassen, was der Bitcoin ist und was nicht und wie ich die Aussichten sehe, ohne dabei auf technische Details einzugehen.

Was ich gleich am Anfang klarstellen möchte: eine Währung ist es nicht. Es ist im Moment eher eine Anlage/Spekulationsobjekt. Um eine Währung zu sein, müsste es halbwegs kursstabil sein und die Bezahlung damit verbreitet sein. Das ist nicht der Fall (außer vermutlich im kriminellen Millieu) und ich denke auch nicht, dass die meisten der derzeit tausenden Coins jemals zu diesem Punkt kommen. Eher werden die Staaten bitcoinartige Varianten ihrer Währungen herausgeben, was durchaus Sinn machen würde für schnellere und bankenunabhängige Geldtransfers. Bitcoin & Co werden sie damit aber keine Konkurrenz machen, da diese nicht als Währung genutzt werden.

Ich nutzt gerne Coingecko, um die Kursentwicklung zu verfolgen. Hier hat man eine sehr gute Übersicht, und sieht auch gleich, wie viele verschiedene Coinarten es eigentlich gibt. Vorhin sprach ich von Tausenden, derzeit sind es wohl über 6000. Ich würde sagen, je weiter unten ein Coin in dieser Tabelle ist (die ist nach Marktkapitalisierung sortiert), desto mehr ist ein Invest ein Glücksspiel.

Auch wenn ich eingangs meine Einschätzung zur weiteren Entwicklung versprach, das kann ich nicht. Sorry 😉 . Der rasante Anstieg im Moment ist beispiellos und ein wenig wie Glaskugel scheint der Blick in die Zukunft. Ich denke, im Moment ist es ein Hype, der dadurch befeuert wird, dass viel über den Hype berichtet wird. Irgendwann wird das enden und es wird einen größeren Rücksetzer geben. So wie es schon passiert ist. Langfristig denke ich aber, sind die Werte realistisch und werden noch steigen.

Gleichzeitig denke ich aber auch, dass der Wert von jeder Art Währung und Anlageobjekt auf Vertrauen beruht. Vertrauen in den Wert, weil am Ende ist letztlich alles Plunder. Geld ist nur Papier, Eigentum hat immer nur einen Zeitwert und bei Bitcoin wird das auf die Spitze getrieben: es ist nichts Materielles. Aber in Sachen Vertrauen schien es mir nun einen breiteren Durchbruch gegeben zu haben, wodurch viel mehr Menschen hineininvestieren.

Dadurch wird es neben seiner Eigenschaft als Anlageobjekt vermutlich sogar eher als Inflationsschutz fungieren und damit das „virtuelle“ Gold werden. Da es am Ende einfacher zu handhaben sein wird, kann ich mir sogar vorstellen, dass es das Gold mehr ersetzen wird. In dem Sinne hat es m.E. auch eine sehr starke Daseinsberechtigung und eine gute Seite. Wenn man an Menschen in Venezuela oder der Türkei denkt, die durch die dortigen Inflationen mehrheitlich ihr Erspartes verlieren, dann haben die, die Zugang zum Bitcoins haben und ihr Geld da anlegen echt Glück. Denn Bitcoin ist weltweit und erstmal unabhängig von einer lokalen Inflation. In dem Sinne haben sie sogar doppelt Glück wegen des derzeitigen Booms.

Allerdings möchte ich nicht verhehlen, dass es weiterhin viel größere Risiken gibt als bei anderen Anlagen, wenn man es als Anlage verwenden möchte.
Zum einen, je stärker die Marktkapitalisierung, desto mehr wird es den Zentralbanken ein Dorn im Auge sein und desto mehr kann die Politik dazu angeregt werden, aktiv gegen Bitcoins & Co vorzugehen. Denn letztlich untergräbt es das staatliche Geldmonopol und kann perspektivisch das globale Finanzsystem auch instabil machen.

Das zweite Risiko ist technischer Natur. Von den derzeit über 6000 Coinarten werden die allermeisten über kurz oder lang wieder verschwinden und damit wertlos werden. Zum einen, weil es so unnötig viele sind, zum anderen weil auch die technische Entwicklung fortschreitet und z.b. Coin XYZ auf der Bildfläche erscheint, wodurch Coin ABC sehr veraltet wirkt und dieser dann wertlos wird.

Ich mutmaße, zumindest der Bitcoin ist groß und bekannt genug und dem sollte dieses Schicksal nicht ereilen, aber eine Garantie darauf gibt es nicht. Daher ist es wie bei allen Anlageformen sinnvoll, zu diversieren. Sprich, nicht nur in einen Coin zu investieren sondern in mehrere verschiedene. Gewichten würde ich es grob nach der Reihenfolge in der Marktkapitalisierung, Also jeweils mehr Bitcoins als andere.

Bisher hatte ich meine Coins bei Bitfinex und bei Blockchain.info verwaltet. Ich hatte lange die Bitcoins bei Blockchain und alle anderen bei Bitfinex, weil es dort Zugriff auf weitaus mehr verschiedene Coins gab. Allerdings war mir das mit der Zeit zu doof und kürzlich habe ich alles umgewandelt und auf Blockchain geschoben.
Richtig wohl ist mir bei keinem von beiden. Bitfinex hatte zum einen in der Vergangenheit mal einen größeren „Einbruch“, was dem noch negativ anhaftet und zum anderen sitzen die soweit ich weiß in Hongkong und das ist bekanntlich in China und politisch instabil. Bei Blockchain wirkt die App extrem verbuggt und komisch, so dass bei mir oft die Alarmglocken angingen in Bezug auf die Seriösität und ob die Anlage dort sicher ist. So hat sich bisher jedesmal, wenn ich Coins transferieren wollte oder sie auszahlen wollte, der Prozess geändert und oft ist es nicht transparent, was die Transaktionsgebühren sind oder wo das Geld gerade ist. Beide sind auch ziemlich schlecht in der Usability, so dass selbst ich jedesmal etwas studieren muss, wie genau das nun geht. Hier kann ich also für keins der beiden eine Empfehlung aussprechen, ich muss selbst perspektivisch nochmal recherchieren, ob es etwas „massentauglicheres“ gibt.

Inzwischen bin ich seit Ende 2016 dabei. Mein damaliger Chef hatte vorgeschlagen, dass wir untereinander Mittagessen mit Bitcoins zahlen könnten statt immer hinterher bei jedem ein Haufen Klimpergeld einzusammeln, wenn man mal die Gesamtbestellung übernahm. Da man immer noch die Transaktionen von damals sieht und den heutigen Wert, weiß ich, dass die Pizza nach heutigem Wert 100 Euro gekostet hatte.

Leider hatte ich damals noch nicht so viel Zutrauen und erst später mehr investiert. Zwischendurch gab es dann auch schon einmal einen Hype, wo der Wert rasant stieg, nur um dann kurz darauf stark abzustürzen und dann dümpelte es 1-2 Jahre so vor sich hin, bis kürzlich vielleicht der Knoten platzte. Trotzdem habe ich das erstmal genutzt, meinen früheren Geldeinsatz mir wieder auszuzahlen samt einen kleinen Gewinn, so dass die Coins die ich jetzt noch habe reiner Gewinn sind (Achtung: stand jetzt muss man die Coins mindestens ein Jahr halten, sonst fallen Steuern für den Gewinn an). So ist es natürlich sehr entspannt, das Ganze zu verfolgen.

Nachtrag: Als ich mit dem Text inzwischen fertig war, war auch der Höhenflug beendet. Derzeit scheint es aber halbwegs auf dem hohen Niveau zu bleiben und dort aber weiter im Wochenrhythmus stark zu schwanken. Das ist nicht minder spannend.