Wir ziehn nach Wien

Einmal Wien sehen
Ursprünglich hatte ich Probleme mit dem Reisen wegen Krankheit, so dass ich mich immer seltener traute. Da die letzten Reisen wieder gut klappten, wurde es Zeit den Radius zu erhöhen, um mich wieder außerhalb der Wohlfühlzone zu bewegen und damit weiter voranzukommen. Meine Wahl fiel auf Wien.
Wie befürchtet ging es mir am Reisetag sehr schlecht. Im Wechsel Übelkeit, Kreislauf, Bauchschmerzen, aber ich quälte mich trotzdem in den Zug, der pünktlich 9:48 in Leipzig abfuhr. In Nürnberg gab es dann 40 Minuten Umsteigezeit, die sich noch auf 50 ausdehnte, weil der Zug, der aus Hamburg kam und nach Wien fuhr, 10 Minuten Verspätung hatte.
Leider war bei dem Zug dann der Wurm drinne. Schon kurze Zeit später hielt er plötzlich auf offener Strecke. Laut Durchsage hatte jemand im Streckenabschnitt davor einen Selbstmord angekündigt. Somit war unklar, wie lange das dauert und ob es überhaupt weitergeht. Zum Glück hatte die Polizei die Person wohl bald gefunden, so dass es nur bei einer halben Stunde Stehen blieb.
Ich fand aber auch, dass der Zug komische Geräusche machte und musste an Eschede denken.
Dann kurz nach St. Pölten in Österreich blieb er plötzlich wieder stehen. Diesmal mit der wenig aufschlussreichen Ansage, dass die Strecke behördlich gesperrt wäre und es in ein paar Minuten weiter geht. Leider wiederholte sich diese Ansage nach ein paar Minuten einfach nur immer und irgendwann waren die Türen offen und Gerüchte machten die Runde die auch wieder so schienen, als würde es nicht weitergehen und ich in der Pampa stranden oder ich müsste irgendwie mit Bus oder so weiter. Da ich weiterhin starke Bauch- und Kreislaufprobleme hatte, war das natürlich keine tolle Aussicht. Aber auch hier ging es nach 40 Minuten dann zum Glück doch weiter und irgendwann landete ich in Wien.
Leider ging da der doofe Tag weiter. Mein mobiles Internet ging nicht. Ich hatte mir gemerkt, dass ich die Favoritenstraße hoch müsste. Leider wusste ich aber nicht, dass sie auch in die andere Richtung geht und so ging ich natürlich in die falsche Richtung. Kurz dachte ich, ich wäre in der falschen Zeitachse und die Osmanen hätten es geschafft, Wien einzunehmen im Mittelalter. Auch erinnerte die Gegend sehr an Halle. Wer Halle kennt weiß, dass das sicher kein Kompliment ist für Wien. Also ein echt schlechter erster Eindruck der Stadt. Später erfuhr ich von einer Wienerin, dass das tatsächlich einer der sozialen Brennpunkte der Stadt ist. Aber irgendwann merkte ich meinen Fehler und ging in die nächste U-Bahn Station. Dort fuhr ich dann auch noch aus versehen schwarz (ich hätte den Fahrschein außen entwerten müssen), kam dann aber doch endlich an.
Mein Hotel Erzherzog Rainer fand ich dann im ersten Eindruck auch sehr schön, edel und gediegen. Das Zimmer war auch nett, wenn auch etwas warm. Aber gut, es ist warm, und im Altbau ohne Klimaanlage geht es wohl kaum anders. Aber für mehr hatte ich nach diesem Tag dann auch echt keine Energie mehr.
Bummel durch die Stadt mit Schauen und Staunen
Wie meist auf meinen Reisen stand dieser Tag unter dem Motto, erstmal viel Herumzulaufen und den Ort kennenzulernen. Zuerst hatte ich leider noch ganz schöne Bauchschmerzen, aber mit dem Frühstück ging es langsam und dann pünktlich als ich losging war es halbwegs ok.
Zuerst führte mich mein Weg zum Karlsplatz mit der Karlskirche. Dort war es schön leer und friedlich. Aber schnell ging es weiter durch die Fußgängerzone Richtung Stephansdom. Dort war schon viel mehr los. Viele Touristen und viel Lieferverkehr. Dem Dom schaute ich mir aber nur von Aussen an.
Eigentlich wollte ich ja zur Einstimmung eine Stadtrundfahrt machen. Mir schwebte eine Fahrt mit einem Bus vor, so ca. 1 Stunde mit Ansagen. Da ich keine Infos diesbezüglich fand fragte ich in der Touristinformation nach und da kam raus, dass es sowas tatsächlich gar nicht gibt. Sehr merkwürdig für so eine berühmte Stadt. Nur diese komischen Hop-on-hop-off-Busse, aber das war nicht, was mir vorschwebte. Aber ich bekam den Tipp mit der Ringstraßenbahn, dem ich dann folgte. Für die nur 20 Minuten Fahrt fand ich 9 Euro eigentlich recht viel, aber es war trotzdem schön. Es ist wirklich bemerkenswert, wie viele imposante Bauten und Sehenswürdigkeiten in Wien in relativ kleinem Radius sind. Damit bekam ich schon einmal Inspiration, was ich mir die nächsten Tage ansehen könnte.
Danach sah ich auch die andere Seite von Wien. Viele kleine Gassen abseits des Touristenstroms, wo es plötzlich schön ruhig und trotzdem schön ist. Da gibt es in jeder Ecke was zu entdecken. Mittag gab es bei einem Inder, der sich schon gut die Wiener Gelassenheit abgeschaut hatte. Obwohl ich quasi der einzige Gast war tauchte der Kellner quasi nie auf.
Weiter gings durchs Grüne. Der Stadtpark ist sehr schön und lädt zum Verweilen ein. Anschließend zum Park von Schloss Belvedere, wo ich auch ein klassisches Touristenselfie schoss und ein wenig im Whatsapp verbreitete. Ich hörte, dass es in Leipzig unangenehme Hitze gab. Hier ging es eigentlich, aber in der Sonne war es auch schon sehr heiß. Langsam spazierte ich dann zum Hotel zurück, wo ich mich kurz ausruhen musste. Immerhin hatte ich da schon fast 15000 Schritte zurückgelegt.

Martin am Schloss Belvedere
Da es aber noch zu früh war, um im Zimmer zu bleiben ging ich wieder raus. In ein Cafe in der Nähe was Allergikercafe hieß. Dort gab es einen glutenfreien Kuchen für mich und einen Kaffee. Dabei outete ich mich erstmal als Tourist, weil ich nicht verstand, was ein Verlängerter ist. Ich sagte nein, ich will einen ganz normalen und dann kam der schwarz an. Also fragte ich nach Milch und die Bedienung meinte, das wäre ja ein Verlängerter. Aber es war trotzdem schön, weil ich dann länger mit der netten Bedienung reden konnte.
Danach gab es eigentlich nur noch das Erwähnenswerte, dass ich spontan wieder bei einem Friseur einkehrte. Mit 28 Euro etwas teurer als in Leipzig, aber Wien ist nun mal eben allgemein etwas teurer da vermögender. Mit der Friseurin konnte ich auch gut reden, sie gab mir touristische Tipps.
Die Donau und drumrum
Heute wollte ich Dinge tun, die mit der Donau zu tun haben. Gesagt getan fuhr ich mit der U1 bis zur Haltestelle Alte Donau. Ich wußte, dass dort das Strandbad Alte Donau ist, fürchtete aber es wäre mir zu voll. Für alle Fälle packte ich mir trotzdem die Badehose ein. Als ich durchs Tor lugte, schien es mir aber leer und idyllisch und 3,80€ für eine Vormittagskarte schien mir auch nicht zu viel, also ging ich rein, schwamm zweimal in der Donau und relaxte auf der Wiese. Das war ein schöner Start in den Urlaubstag.

Relaxen im Strandbad Alte Donau
Danach wanderte ich durch den anliegenden Donaupark immer in Richtung des großen Donauturms. Der ist das höchste Gebäude Österreichs und so ähnlich wie der Berliner Turm. Die Fahrt mit dem Fahrstuhl war nett, denn da gab es ein Glasdach drinnen und man konnte in der farblich erleuchtete Innere der Röhre schauen, wie man mit hoher Geschwindigkeit nach oben schießt. Das die Aussicht dort oben grandios war, muss ich vermutlich eigentlich gar nicht extra erwähnen.
Was ich noch schöner fand: dort oben gab es ein Drehrestaurant und ich fand sogar noch einen freien Tisch am Fenster. Dort verbrachte ich mehr als zwei ganze Umdrehungen, während ich ein unechtes Wiener Schnitzel (mit Schwein) aß. Das war bis dahin im wahrsten Sinne der Höhepunkt der Reise für mich und auch der Zeitpunkt, ab dem ich die Reise mochte und nicht mehr bereute wegen dem Anreisestress.

Aussicht beim Mittagessen im Drehrestaurant im Donauturm
Anschließend spazierte ich durch die UNO-City und hatte eigentlich den Plan, danach an der Donau zu flanieren, vielleicht bei Lust und Laune eine Bootstour machen. Aber diesmal habe ich mich wohl schlecht informiert, denn es war nicht wie gedacht eine Promenade dort, sondern ein sehr langer Anleger für die Donaukreuzfahrtschiffe. Alles recht ausgestorben, die Sonne brannte und laufend bretterten Busse und LKWs vorbei. Also schwenkte ich ab durch ein etwas ranziges Viertel und suchte die nächste U-Bahn.
Ich landete dann auf dem Wiener Prater, auch wenn der eigentlich nichts mit dem Tagesmotto Donau zu tun hatte. Hier kann man kostenlos rein. Und es ist so ähnlich wie die Leipziger Kleinmesse. Nur stationär. Und vermutlich mehr als 10mal so groß. Und in Schön. Manches mal hatte ich das Gefühl, ich könnte mich dort verlaufen. Durch die Größe war es gefühlt eigentlich auch ziemlich leer dort. Eine Runde mit dem Riesenrad drehte ich, die mir recht gut gefiel. Skydiving hätte mich auch gereizt, aber nachdem ich kurz zuschaute entschied ich, dass ich die Sache an sich zwar interessant finden könnte, es mir die offenbar lange Wartezeit nicht wert wäre und ich es auch nicht mögen würde, wenn mich dabei 50 Leute im Glaskasten anglotzen.
Nach einem Eiskaffee vor Ort war ich dann aber vom Tag endgültig groggy und es wurde Zeit für mich, wieder heimzukehren und mich auszuruhen.

Wiener Prater mit Riesenkettenkarussell im Hintergrund
Musealer Donnerstag
Am Mitteltag war mein Gedanke, mal Museen zu besuchen und damit etwas weniger Anstrengendes zu machen. Mit der U2 ging es zum Rathaus. Wieder mal bestes und heißes Sommerwetter. Leider war der Rathausplatz voll mit Ständen und Aufbauten für ein Filmfestival, was aber scheinbar nur Abends läuft. Und vorm Parlamentsgebäude wird viel gebaut. Somit konnte ich auf beide eigentlich wunderschönen Gebäude nicht wirklich einen schönen Blick erhaschen. Aber im benachbarten Bürgerpark mit vielen schönen blühenden Pflanzen war es auch schön, wo ich ein wenig auf einer Bank verweilte.
Gleich nebenan war der touristische Hotspot des Palastes der Habsburger mit vielen vielen Ausstellungen und den ganzen Kutschen, schönen Statuen, Brunnen. Vor einer Statue sang ein asiatischer Kinderchor. Diesem zuzuhören fand ich in diesem Moment recht ergreifend. Ich hatte es zwar nicht geplant, aber ich ging dann ins Museum Schatzkammer. Und habe es nicht bereut, denn hier konnte man wirklich Geschichte spüren. Dort waren die Kronen der Kaiser des heiligen römischen Reiches Deutscher Nation und als ich so davor stand konnte ich mir vorstellen, welche Macht dereinst unter ihnen weilte und fand es doch ein interessantes Gefühl, wenn man bedenkt welches Privileg das früher war, diese Dinge zu erblicken. Außerdem gab es noch einige religiöse Reliquien, z.b. ein Zahn von einem Apostel, die heilige Lanze und andere Dinge, mit denen z.b. Jesus in Berührung kam. Und natürlich die recht beeindruckenden Schätze.

Innenansicht der Kuppel des Naturhistorischen Museums
Wieder draussen war mir die Wärme des Tages nichts und ich ging auf direktem Wege zu einem Ziel, was ich heute auf jeden Fall sehen wollte: das Naturhistorische Museum. Nachdem ich mich vergewisserte hatte, dass es darin auch was zu Essen gab, ging ich auch gleich rein und erledigte das mit dem Essen und dann begab ich mich auf Entdeckungsreise. Es ist ein beeindruckendes, palastartiges Gebäude und die einzelnen Räume architektonisch wunderschön. Jedem Raum war eine Tiergruppe gewidmet und dort standen dann fein säuberlich aufgereiht und sortiert alle möglichen Sorten der Gattung. Diese Ordnung und Schönheit ist für jemanden wie mich, der gerne sortiert und gruppiert, natürlich wie eine Offenbarung und sowas wie ein optischer Orgasmus. Das war dann das heutige Highlight für mich. Leider wurde es etwas getrübt, weil ich mich dann extrem schwach auf den Beinen fühlte. Ich bin es wohl nicht gewohnt, so viel zu laufen und obendrein setzte mir die Hitze stark zu. Naja, auch wenn ich mich vorher ganz gut fühlte muss ich auch im Hinterkopf behalten, dass ich immungeschwächt bin und daher bei Hitze besonders aufpassen sollte.
Also ganz gemächlich und möglichst im Schatten wieder auf den Rückweg gemacht. Auf dem Weg noch einen Verlängerten Braunen getrunken (und diesmal korrekt bestellt) und mir noch 2 T-Shirts aus dem Second Hand Laden gekauft. Ich hatte für die schweißtreibende Hitze einfach zu wenig mit. Und die kosteten je drei Euro, schien mir sinnvoller als 5 Euro pro T-Shirt für den Waschservice im Hotel auszugeben.
Abends folgte ich dann noch dem Tipp der Friseurin für ein nahes Restaurant mit einem richtigen originalem Wiener Schnitzel. Und scheinbar war das Restaurant beliebt. Als ich 18 Uhr da war, öffnete es gerade erst und es füllte sich ruckzuck, die meisten davon mit Reservierung. Ich bekam gerade so noch einen Tisch am Eingang. Dann setzte ein amtlicher und fetter Wolkenbruch mit Gewitter ein, der etwas dauerte. Die Leute draussen drängten rein, andere aßen mit Regenschirm und die Leute stauten sich im Eingangsbereich. Ich hatte zwar den richtigen Riecher und einen Tisch drinnen, aber dass die Leute dort so um mich rumstanden und das Personal dann hochgradig gestresst war, war absolut unangenehm für mich und ich wollte nur noch weg. Wodurch ich schneller aß und dadurch wieder etwas Bauchschmerzen bekam. Ich denke zwar die Betreiber konnten nichts dafür, aber das war dann doch eine eher schlechte Erfahrung.

Ein echtes Wiener Schnitzel mit Bier
Schönes Schönbrunn
Ein richtiges Motto hatte ich an diesem Tag eigentlich nicht. Zunächst ging es mit der U4 zum Schloss Schönbrunn. Ich wollte zwar nicht rein, aber es mal sehen und durch den Park spazieren. Davor viele Busse und große Menschenmengen, aber im Schlosspark verlief es sich dann ganz gut, weil der wirklich weitläufig ist mit vielen ruhigen Ecken und sehr idyllischen Stellen. Teils auch sehr imposante Weitsichten und Pomp. Mir ging es leider erneut nicht so gut, aber ich wollte mich davon nicht abhalten lassen, etwas zu sehen und insgesamt war der Spaziergang dort auch schön. Durch die vielen Bänke konnte ich mich öfters ausruhen.

Schloss Schönbrunn mit Park
Als ich schon grübelte, wo ich etwas zum Mittag essen könnte, sah ich im Augenwinkel die etwas versteckt liegende Jausenstation mit nettem Freisitz. Dort aß ich eine Wiener Reispfanne, die nicht wirklich teuer war und gut schmeckte.
Da es erneut ein heißer Tag war, erschien mir eine Bootsfahrt eine gute Idee, weil ich vorher las, dass die innen klimatisiert sind. Ich war 13:10 am Anleger, leider ging die nächste Tour erst 14 Uhr los, aber ich bin im Warten manchmal ganz gut und so verging die Wartezeit eigentlich recht schnell. Ich buchte die große Runde (3h20m) für 26€ (mit Rabatt von 3€ durch die Wiencard). Die Klimaanlage drinnen war dann etwas schwachbrüstig, aber es reichte mir gerade so. Die Fahrt war dann sehr entspannend und lange, mit gelegentlichen Durchsagen. Ich bestellte mir auch einen Kaffee und ein Stück mir viel zu süße Sachertorte und lernte auch endlich, was die Apfelschorle in Österreich ist: Apfelsaft gespritzt (mit Sprudel).

Heck des Bootes der Donaubootsfahrt
Austrudelndes Herumlaufen
Am letzten vollen Tag war irgendwie schon die Luft raus. So alleine ist es doch etwas lang, dazu wieder stärker werdende Bauchprobleme und die Hitze, so dass ich zu dem Schluss kam, dass eine Nacht weniger vermutlich auch gereicht hätte. Dementsprechend hatte ich nicht mehr richtige Motivation, etwas zu machen, aber nur im Hotelzimmer sein wollte ich auch nicht.
Also fuhr ich mit der U1 zur Donauinsel. Da in der Nähe war ich zwar schon am zweiten Tag, aber nicht direkt auf der Insel. Dort spazierte ich ein wenig umher und fand schließlich ein nettes schattiges Plätzchen am Nordufer mit Blick direkt auf die UNO-City und den Donauturm und konnte meine Beine im Wasser baumeln lassen. Und dabei Schwäne und Fische beobachten.

Aussicht auf die UNO-City von der Donauinsel aus
Irgendwann wurde es mir aber zu öde und ich fuhr zur Haltestelle Stephansdom. Dort wanderte ich noch ein wenig kreuz und quer hin und her, immer Schattenwege suchend und im Strom der vielen Menschen mitschwimmend und entschied mich dann, dass es mir zu Warm ist. Es gab da so eine Art Einkaufscenter namens Ringstraßen Galerien in der Innenstadt und wie erwartet war das auch klimatisiert. Dafür aber, dass draussen Massen waren, es direkt an der Innenstadt lag und klimatisiert war an einem heißen Tag, war es aber auffallend leer. Dort wollte ich auch etwas essen. Das einzige Lokal dessen Sitzbereich mir optisch zusagte entpuppte sich als eine Art arabisches Restaurant und das kleine Essen war sehr lecker.
In der Drogerie kaufte ich mir dann noch Rasiercreme, die ich vergessen hatte mitzunehmen und das Bartzeug musste mal ab. An der Kasse wurde als Preis 0 Euro angezeigt. Die Kassiererin stutzte kurz, aber zuckte dann mit den Schultern und akzeptierte die Wahrheit, die ihr die Kasse anzeigte und ich hatte damit einen echt günstigen Einkauf.
Auch danach hatte ich nicht wirklich ein Ziel und ging einfach nur umher des Umhergehens willen. Hier und da noch eine Bank zum hinsetzen und beobachten und zum Abschluss gab es nochmal ein leckeres Stück Kuchen und Kaffee im Allergikercafe, wo ich schon am ersten vollen Tag war.
Zurück muss man ja
Auch am Abreisetag ging es mir früh gar nicht gut, wieder das Gleiche wie am Anreisetag. Jedoch kam diesmal dann der Zeitpunkt, wo die Übelkeit sich nicht so schlimm anfühlte und ich nutzte das Zeitfenster und ging schon etwas eher los in Richtung Bahnhof, so dass ich dort dann mehr als eine Stunde vor Abfahrt des Zuges war. Das Warten ging trotzdem schnell und da der Zug in Wien startet, war er auch schon fast eine Dreiviertelstunde vor Abfahrt am Gleis. Da erfreulicherweise die Klimaanlage funktionierte, ließ ich mich nicht zweimal bitten und stieg schon ein.
Dort setzte sich auch gerade eine ältere Frau aus Düsseldorf neben meinen reservierten Platz. Dabei kamen wir etwas ins Gespräch, wodurch wir dann auch während der Fahrt immer mal anknüpften und miteinander redeten. Das fand ich schön, ist mir beim Zugfahren noch nicht passiert, macht aber die Fahrt kurzweiliger. Und gab mir die Erkenntnis, dass auch Düsseldorf für eine kurze Reise mal in Frage kommt.
Verspätungen gab es auch wieder. An der Grenze dauerte es 20 Minuten, weil die bräunliche Regierung in München wieder Grenzkontrollen eingeführt hat, das hatte ich gar nicht mehr so auf dem Schirm. Da gingen dann Beamte durch und wollten von jedem den Ausweis sehen. Wobei ich eigentlich dachte, so ganz theoretisch müsste ich den gar nicht mit mir führen. Ich frage mich was passiert wäre, wenn ich keinen gehabt hätte.
Der Zug war auch randvoll, gut dass ich meinen Sitzplatz hatte. Und gut dass ich reichlich Umsteigzeit in Nürnberg hatte, die war nämlich immer kürzer geworden. Auch der zweite Zug blieb dann so 30-40 Minuten auf freier Strecke stehen. Laut Durchsage hing ein Luftballon unbekannter Herkunft in der Oberleitung. Und da bekanntlich ein ICE einen Zusammenprall mit einem Luftballon nicht aushält, mussten da erst Servicekräfte anrücken, den aus der Oberleitung zu entfernen. Am Ende hatte ich in Leipzig wieder fast eine Stunde Verspätung. Und langsam mächtig Hunger.
Mein Fazit zu der Reise fällt eher gemischt aus. Wien ist eine wunderschöne Stadt und man kann dort viel machen, also an dem Ort lag es nicht. Es waren eher die gesundheitlichen Probleme sowohl mit der Fahrt als auch mit der Hitze. Dazu merkte ich jetzt, wie unzuverlässig Bahnfahren ist und diesmal machte mir das Alleinsein auf Reisen doch mehr zu schaffen als sonst. Ich glaube diese Art Reise mit Dauer und Entfernung ist dann doch außerhalb meines Wohlfühlradius, was ich allein gerne mache. Also als Nächstes wieder kürzere Reisen zu näheren Zielen. Und für solche Reisen hoffe ich einfach mal, dass ich irgendwann mal Menschen finde mit denen ich gerne verreisen würde und die gerne mit mir verreisen würden und die ähnlich ticken wie ich. Oder einfach ein Mensch. Das reicht ja schon.