Bimmelbahn bis Badebinz
Tag 1 – Ich mache eine Reise nach Binz
Da ich es zuletzt sehr mochte, im Juni kurz vor der Hauptsaison an der Ostsee zu sein, wollte ich das diesmal wieder machen. Bei meinem Lieblingsziel Warnemünde wird es aufgrund der hohen Nachfrage immer schwerer, ein nettes Hotel zu aktzeptablen Preis zu finden, daher schaute ich diesmal nach einem anderen Ziel. Mit meiner bewährten Methode zu schauen, wo von Leipzig aus ein direkter Zug fährt, kam ich ziemlich schnell auf Binz. Rügen ist ja schön, in Sassnitz war ich schonmal, aber Binz noch nicht.
Zu einer sehr angenehmen Zeit nach 12 Uhr fuhr der ICE (der kommt aus München) pünktlich ab und ich konnte auch schnell meinen reservierten Sitzplatz befüllen. Ich hatte vorher gelesen, dass man jetzt mit der DB App bei bestehender Reservierung quasi Einchecken kann, wenn man auf seinem Platz sitzt, aber ich fand die Funktion nicht, also musste ich ganz klassisch dem Schaffner mein Handy unter die Nase halten. Ansonsten gab es diesmal nichts Besonderes, die Fahrt plätscherte so dahin, nach Berlin fährt es ja auch ziemlich langsam und es zieht sich dann.
Vom Bahnhof aus dauerte es dann so 15 Minuten die Hauptstraße entlang und schon war ich in meinem Hotel Meerzeit gegen halb 6. Da es einen Innenpool hat und ich mir vornahm den gleich als erste Aktion zu benutzen, wurde schnell die Badehose übergeworfen und geplanscht. Der Pool war da und auch sonst wenn ich ihn benutzte immer schön leer. Leider gab es im Hotel neben Frühstück nichts zu Essen, also musste ich nochmal los und fand eine Art Imbiss mit Freisitz, wo ich bei Bier und Burger noch ein paar erste Urlaubssonnenstrahlen erheischte.
Tag 2 – Kreuz und Quer durch Binz
Der erste richtige Urlaubstag sollte unter dem Motto stehen, Binz zu erkunden. Dafür spazierte ich von Hotel aus 5 Minuten zum Kleinbahnhof. Dort davor standen Vehikel, die ich mal als Bus-Zug bezeichne. Oder Bimmelbusbahn. Die fahren so alle halbe Stunde in Binz im Kreis mit einigen Haltestellen. Und mitfahren ist schon im Hotelpreis bzw. in der Kurtaxe inbegriffen. Der fährt auf der Straße. Das war schon nett, leider wurde er ziemlich schnell unangenehm voll. Aber ich schaffte es bis zum Norden von Binz und spazierte dann am Strand wieder Richtung Süden bis zur Seebrücke.
Dort bestieg ich dann ein Ausflugsboot, welches zu den Kreidefelsen fahren sollte. Leider gab es beim Flyer kein Indiz dafür, dass dieses nicht in Binz startet sondern schon in Göhren. Dementsprechend war es schon ziemlich voll, so dass es schwer war einen schönen Sitzplatz zu finden. Ich war dann im untersten Deck in der Mitte auf einem komischen Platz ohne Beinfreiheit. Ich bestellte dort Krakauer Wurst mit Kartoffelsalat. Es sah ziemlich billig aus, hatte dann aber überraschenderweise doch geschmeckt. Nachdem ich einmal quer übers Boot gewandert bin auf der Suche nach einem schöneren Platz und alles voll war ging ich wieder dahin zurück. Das war irgendwie unbefriedigend, ich mache sehr gern im Urlaub eine Bootsfahrt, aber das war eine der Schlechtesten. Hauptsächlich weil es so voll war und das Boot dafür irgendwie nicht schön gebaut. Auf der Rückfahrt fand ich aber noch einen schönen Stehplatz am Heck neben dem Aschenbecher. Und als ich da so verträumt stand und den Schaum der Schiffsschraube betrachtete und etwas Sonne und Wind war, hab ich mich dann doch mit dem Ausflug versöhnt und fand es alles in allem OK.
Für danach hatte ich mir schon in der Urlauberbroschüre ausgeguggt, dass es zwischen 15 und 17 Uhr Kaffeemusik im Kurhaus gibt. Da es so leer war, dachte ich zuerst, ich war falsch, aber da spielte eindeutig jemand Klavier und beim Sitzen auf den gemütlichen Sofas mit Meerblick wurde auch Kuchen und Irish Coffee serviert. Er spielte bekannte Songs mit dem Klavier nach. Das war schön, entspannend und vermutlich mein Highlight des Tages, weil ich in dem Moment richtig schön in Urlaubsstimmung war. Später störten nur ein paar Krawallomas, die sich ausgerechnet in ein Café mit Klaviermusik setzen, nur um sich dann lautstark über ihre Krankheiten zu unterhalten. Naja, Rücksichtslosigkeit gibt es wohl in jeder Altersgruppe.
Nachdem ich dann noch einen Punkt meiner Urlaubs-ToDo-Liste abgehakt hatte, nämlich zum Friseur zu gehen, war es auch schon Abend. Ich entschied mich für das asiatische Restaurant Kim Quy. Netterweise hatten die das Angebot, für Kinder und Senioren alle speisen auch als kleine Portion zu servieren. Ich ging wohl als eines davon durch. Die Menge Nasi Goreng war für mich trotzdem mehr als ausreichend, dafür war es aber 2 Euro billiger.
Tag 3 – Mit dem Rasenden Roland zum Jagdschloss
Der zweite volle Urlaubstag sollte unter dem Motto Dampfeisenbahn, Jagdschloss und Wandern stehen. In dem Sinne führte mich mein erste Weg des Tages wieder zum Kleinbahnhof. Leider war es zum Jagdschloss nur eine Haltestelle und ca. 7 Minuten. Leider? Ja, denn die Fahrt mit dem Rasenden Roland war echt ein Erlebnis. Angenehm unüberfüllt. Als Erwachsener durfte man auch draussen auf den Waggons stehen auf diesem Vorbau wo die Waggons verkuppelt sind. Der Dampf wehte um die Nase, die Lok tutete schön und es ging in gemächlichem Tempo durch den zauberhaften Wald.
Dort lag auch die Haltestelle für das Jagdschloss Granitz und der Weg zum Schloss führte ca. 1 Kilometer leicht bergauf. Das Schloss selbst hatte eine interessante kleine Ausstellung, aber das Besondere war der Turm in der Mitte, vor allem das Treppenhaus in der Mitte. Ich musste kurz warten, denn sie lassen immer nur einen Schwung Leute jeweils hoch- oder runtergehen. Da ich jung und voller Elan bin, ging ich voran und da ich keine Schwäche zeigen wollte, stapfte ich tapfer ohne Pause und war oben entsprechend aus der Puste. Aber die Aussicht über Rügen hat entschädigt.
Den Rückweg wollte ich durch den Forst zu Fuß zurücklegen. Eigentlich war der Weg durchaus nett, aber so richtig schön fand ich es nicht. Ich glaube die komplette Abwesenheit von Bänken um mal zu Rasten hat mich etwas gestört. Dementsprechend war ich dann etwas geschafft, schaffte es aber trotzdem noch mir das kleine kostenlose Heimatmuseum im Kleinbahnhof anzusehen.
Im Hotel erholte ich mich dann im Pool. Dort formte ich zwei Poolnudeln zu einer Art Kreis und legte mich da drauf. So zurechtgerückt trieb ich mit geschlossenen Augen auf dem Wasser. Das war so entspannend, dass ich fast einschlief.
Am späten Nachmittag wanderte ich nochmal los. Ich wollte für den Rückweg schonmal wissen, wo ein schönerer Weg zum Bahnhof entlang geht und ob es dort etwas zu Essen zu kaufen gibt. Dann ging es wieder Richtung Strandpromenade und dort entschied ich mich unter Zuhilfenahme von Google Maps für das Restaurant Weltenbummler. Das war eine gute Wahl, den Bewertungen kann man durchaus vertrauen. Das war schön verwinkelt und hatte verschiedene Themen, so grob nach Kontinenten aufgeteilt und mit viel Liebe zum Detail dekoriert. Ich befand mich offenbar in Südostasien. Auf jedem Tisch lag ein anderes Sachbuch, bei mir über Borneo. Die Essenskarte war eher klein und etwas teurer, aber sehr erlesen. Ich nahm eine Maispoularde und das schmeckte einfach vorzüglich. Eigentlich bin ich ein sparsamer Mensch, aber ich fühlte mich dort so wohl, dass ich mir anschließend noch einen Cosmopolitan gönnte und nur davon absah, noch einen weiteren Drink zu bestellen, weil ich schon merkte, wie mir der Alkohol zu Kopf stieg.
Alles in Allem war es mein schönster Urlaubstag und auch der mit den meisten Schritten. So in etwa 17000.
Tag 4 – Baumwipfelpfad in Prora
Heute sollte der Norden von Binz dran sein, Prora, Baumwipfelpfad. Und so ging es wie die anderen Tage auch erstmal zum Kleinbahnhof, denn dort fuhr jede Stunde der Ortsbus ab. Das ist diesmal ein richtiger Bus gewesen, der einzelne Haltestellen in Binz und Prora abklappert und mit der Kurkarte für Binzübernachter auch mit inbegriffen ist.
Leider war aus dem Flyer und der Internetseite vom Baumwipfelpfad nicht so richtig ersichtlich, welche Haltestelle ich aussteigen musste. Auch am oder im Bus fand sich kein Hinweis auf die eigentlich schöne Sehenswürdigkeit. Demzufolge stieg ich wohl zu früh aus und stand plötzlich in einer Art Gewerbegebiet von Prora. Teilweise ganz schön gottverlassen und gruselig. Aber mit Google Maps auf dem Smartphone fand ich trotzdem nach etwas Weg zum Pfad.
Das war ein knapp 1000 Meter langer Pfad in den Bäumen, netterweise barrierefrei. Es gab einen Einstiegsturm, einen Hauptturm mit grandioser Aussicht und einen Ausstiegsturm. Bei allen Türmen windete sich der Weg langsam empor. Wenn man schnell ging konnte man fast einen Drehwurm bekommen.
Also ich unten war und im Imbiss was gegessen hatte stellte ich fest, dass die Zeit gerade ungünstig war, denn ausgerechnet in dieser Mittagsstunde fuhr der Bus nicht. Zum Laufen war es aber zu weit. Etwas unschlüssig was ich tun sollte sah ich dann eine Haltestelle von der Bimmelbusbahn und die fuhr eher. Kostete zwar 5 Euro, aber die haben sich gelohnt, es war eine sehr schöne Fahrt (mit eigens komponiertem Bimmelbusbahnlied) bis zur Seebrücke.
Zurück in Binz war ich mir etwas unsicher was ich tun soll, da ich ja eigentlich schon alles von Binz gesehen hatte. Nachdem ich etwas am Strand saß suchte ich mir ein Cafe und fand eins am Binnengewässer Schmachter See. Kaffee und Kuchen waren lecker dort, allerdings nervten mich dann doch viele kleine Insekten.
Als sehr schönen Abschluss der Reise ging ich dann abends ein letztes Mal zum Kleinbahnhof, denn dort ist ein Restaurant mit Freisitz direkt neben den Gleisen und die Speisennamen waren auch auf Eisenbahnnostalgie getrimmt. Das war sehr schön dort, wie ich das Bier genoss, lichte Sonne mich erwärmte und eine Lok tutend und dampfend direkt an mir vorbeifuhr. Das Essen war obendrein auch sehr lecker.
Tag 5 – Alles hat ein Ende, aber nett wars
Nun war die Reise leider schon vorbei. Nach einem letzten netten Frühstück ging es ganz gemütlich zum Bahnhof. Da der Zug in Binz startete, hatte ich mir die Sitzplatzreservierung gespart. Es gab zwar sehr viele Reservierungen, aber noch genügend freie Plätze. Leider gibt es in den ICEs keine oder nur ganz wenige Einzelplätze und ich finde es immer recht unangenehm, eingezwängt neben Fremden zu sitzen und nie das Glück zu haben, dass sich eine nette Dame neben mich setzt. Aber der Viererplatz mit Tisch war dann ganz ok und so richtig voll wurde es erst ab Berlin.
Zu Hause war es dann schön, den Bahnhof mal wieder aus der Sicht eines ankommenden Reisenden zu sehen statt als alltäglichen Ort zum Einkaufen.
Mein Fazit war am Ende, dass es eine nette kleine Reise war, aber nicht meine Beste. Binz ist ganz nett für 2-3 Tage, aber mehr auch nicht. Ich weiß nicht genau was mich störte, ich glaube der Ort war einfach zu klein und bot zu wenig und dafür war er trotzdem überlaufen mit Urlaubern.