AEWO - Alles ein wenig ordentlich
10. Oktober 2020, 17:44

Kiel oder Lübeck – Hauptsache Ostsee

Nordstrand in Laboe, ein Stein im Zentrum
Nordstrand in Laboe, ein Stein im Zentrum

Auch wenn das letzte Mal Himmelfahrt 2019 war, so kam es mir vor, als wäre ich ewig nicht an meiner geliebten Ostsee gewesen. Auch Berenike wollte gerne ans Meer und da wir uns dieses Jahr auf Deutschland beim Reisen beschränken und in meiner langen Liste möglicher Ziele unter anderem Kiel und Lübeck waren, fiel die Wahl auf diese beiden tollen Küstenstädte.

Eine längere Zugfahrt

Nach Kiel ging es zuerst, weil da am Sonntag ein schöner Direkt-ICE fuhr von Leipzig aus. 9:15 Uhr Abfahrt und dann 4,5 Stunden, über Berlin und Hamburg. Etwas skeptisch waren wir wie es dann wäre, so lange am Stück eine Maske tragen zu müssen, aber es war dann doch gut machbar. Auch war die ganze Zugfahrt über der Zug nicht zu sehr gefüllt und ab Hamburg sogar schön leer.

Mit dem Koffer ging es dann in Kiel erstmal zum gut findbaren Hotel the niu Welly, was auch nach finaler Beurteilung eine perfekte Lage hatte im Dreieck Bahnhof, Innenstadt und Hafen. Innen machte es auch einen hübschen Eindruck. Ansprechendes Design. Nur das Zimmer war recht klein, keine Schränke und nur wenig Ablagefläche. Da wurde wohl etwas zu sehr optimiert (im Hinblick auf Wirtschaftlichkeit) im Hotel-Konzept.

Danach ging es erstmal zur Touristinfo, da wir uns diesmal vorher gar nicht so sehr belesen hatten, was es dort alles gibt. Nach einem Schwenk am Hafen (wo wir schon die erste große Fähre sahen) und zu einem wirklich leckeren Kuchen mit Kaffee im Mango’s, wo wir dann auch die Infos aus der Touristinfo auswerteten und uns einen Plan für die nächsten Tage machten.

Rathaus in Kiel in Backsteinoptik
Rathaus in Kiel in Backsteinoptik

Danach spazierten wir noch etwas kreuz und quer durch die Stadt, durch einen schönen Park mit Wasser zum markantem Rathaus wo wir feststellten, dass überraschend noch der letzte Tag der Kieler Woche war. Zum Glück war das dieses Jahr abgespeckt, sonst wären da vermutlich Menschenmassen in Kiel gewesen. Fürs Abendessen fanden wir kein gut klingendes und offenes authentisches lokales Restaurant, also namen wir dann eins in der Nähe der Kette Block House, wo es aber auch schön war.

An der Kieler Promenade

Zwei Probleme hatten wir mit in den Urlaub gebracht: Der E-Book-Reader von Berenike war offenbar zu alt und hatte defekte und mit meinen Schuhen ging es mir ebenso. Also besorgten wir vor dem touristischen Tag noch einen Tolino im örtlichen Hugendubel und am Ende der Runde noch Schuhe für mich (die mir wirklich gut gefallen).

Nach dem Elektroeinkauf wollten wir nun endlich mal richtige Promenadenluft schnuppern und nach etwas Weg durch die Fußgängerzone waren wir auch schon am Kreuzfahrerterminal (wo derzeit leider nichts los ist) und danach ging die sehr schöne Kieler Promenade los. Ein langer Weg geradeaus, überall Boote und viele Wiesen und Grün.

Dank GoogleMaps fanden wir den besten Fischbrötchenladen dort namens Moby und bissen herzhaft zu sitzend in einem Strandkorb. Nette Idee dort: statt Wartenummern gab es Code-Wörter. Als jemand laut „Seetang“ schrie, war das mein Zeichen die fertigen Brötchen abzuholen.

Nach einer Weile brannte dann aber die Sonne und es war an diesem Tag nochmal sehr warm, also wollten wir zum nächsten Programmpunkt im Inneren: das Aquarium Geomar. Wir hatten es schon auf dem Hinweg gefunden, direkt an der Promenade.
Naja, sonst haben wir meistens ein gutes Händchen bei der Auswahl von Orten oder Restaurants die wir besuchen, aber das war doch ein ziemlicher Fail dort. Klo außer Betrieb (scheinbar mit Corona als Ausrede), drinnen düster und Fabrikhallenatmosphäre, nichts zum Sitzen, völlig lieblos zusammengestellt und so offensichtliche Fehler und Probleme dass man richtig sieht, dass die Betreiber keinen Bock mehr haben. Da sollen sie es halt gleich zumachen, so bringt das doch nichts. Da ist jede Aquariumabteilung im Gartenmarkt sehenswerter. Und auch wenn es nur 3 Euro Eintritt war, irgendwie war es nicht mal das wert.

Kaffee gab es dann ganz in der Nähe, im Lagom Restaurant. Schien eine Art Ruderclub dort zu sein und die Terrasse bot einen schönen Ausblick aufs Wasser. Ich fand es recht erstaunlich, dass es dort leer war. Aber kann gut sein, dass sie im Norden alle Nahrungsaufnahmen früher machen als wir und wir mit halb Vier oder so schon spät dran waren.

Ein weiteres kleines Örtchen hatten wir im Blick: den alten botanischen Garten. Er war dort gleich um die Ecke, aber nachdem wir ihn betreten hatten fühlten wir uns gleich von der Welt entrückt. Ein zauberhaftes Kleinod. Schönes Licht, alte Bäume und ein romantisch umwachsenes Fachwerkhäuschen. Es ging einen überraschend hohen Hügel nach oben, wo scheinbar auch viele Einheimische Päuschen machten und auch wir eine nette Bank fanden, um etwas träumend da zu sitzen.

Verwunschenes kleines Fachwerkhäuschen im alten botanischen Garten in Kiel
Verwunschenes kleines Fachwerkhäuschen im alten botanischen Garten in Kiel

Nach einem Abstecher zum Hotel um die Einkäufe abzuladen ging es dann zum Ort des abendlichen Schmauses zum Skandinavienkai. Dort in der Mitte eine hohen Hauses direkt am Hafenbecken und mit großer Terrasse war das Restaurant Längengrad. Draußen war es voll besetzt, aber wir wollten sowieso lieber drinnen sein und da gab es zum Glück noch ein freies Plätzchen. Der Service war etwas mau, aber das Essen war gut und sie hatten auch Biersorten die ich noch nicht trank. Insgesamt vielleicht etwas teurer. Ich denke das Beste hier war die Lage.

Mit der ÖPNV Fähre nach Laboe

Kiel liegt ja nur an einer Art Mini-Fjord. Daher wollten wir natürlich auch noch das „richtige“ Meer sehen. Ein Tipp meiner Eltern war, dass es in Kiel eine Fährlinie zum Vorort Laboe gibt mit der Besonderheit, dass es eigentlich ganz normaler ÖPNV ist mit entsprechend günstigen Tickets.

Dem folgten wir auch. Zuvor noch bei einem Bäcker auf dem Weg belegte Brötchen als Frühstück gekauft, die wir dann später auf dem Fährdeck verzehrten. Die Kosten hielten sich tatsächlich in Grenzen, es war so ca. 4 Euro pro Person und Fahrt. Und dafür, dass die Sommerferien schon vorbei waren, war es überraschend voll das Schiff. Nicht das einzige Mal im Urlaub dass wir uns fragten, wie unangenehm voll die Gegend in der Hochsaison ist.

Ansonsten war die Fahrt schön mit einer Handvoll Zwischenstationen, ehe wir in Laboe aussteigen konnten. Ohne ganz konkreten Plan schlenderten wir dann einfach die lange Promenade entlang, bis wir am Marine-Denkmal waren. Da war ein U-Boot was man sich von innen ansehen konnte, ein großer Turm (von dem ich dachte es wäre ein Aussichtsturm, vor Ort sah es aber irgendwie nicht so aus) und vermutlich gab es noch mehr. Es interessierte uns aber nicht ausreichend, also gingen wir da einfach weiter und es wurde menschenleerer.

Dort war dann ein sehr schöner kleiner Strand am offenen Meer. Es sah sehr flach aus, einige wanderten dort mit Kleidung aber ohne Hose im Meer herum und suchten etwas am Grund. Hier war eine super Stelle zum Seele baumeln lassen, gelegentlich sah man auch ein großes Schiff vorbeifahren. Und wir wagten uns das erste Mal ins Wasser. Komplett mit den ganzen Füßen.

Auf dem Weg dorthin hatten wir in der Nähe ein Cafe/Freisitz erspäht, der von aussen sehr schon aussah. Google sagte, es öffnet 14 Uhr und da wir nicht wirklich ein Mittag hatten, gingen wir kurz nach 14 Uhr dahin. Gute Idee, denn viel Platz war nicht mehr. Es hieß Koffiehuis und es ist eine echte Empfehlung. Tolle klassische Ostseeaussicht, schön angeordnete Terrasse, sagenhafter Kuchen und auch der Tee war super.

Beim Kuchen entschieden wir uns auch für den letzten Programmpunkt in Laboe: wir wollten einen Strandkorb mieten. Hab ich persönlich auch noch nie gemacht, bin sonst eher der Einfach-Bader. 10 Euro für die letzten 2 Stunden schien eigentlich auch nicht so viel, da es aber schon nach 15 Uhr war, war es sogar nur 6 Euro.

Strand in Laboe mit Strandkörben und Möwen
Strand in Laboe mit Strandkörben und Möwen

Es war der letzte heiße Tag und ich nutzte es, um nun endlich mal komplett von oben bis unten in die Ostsee abzutauchen. Berenike waren die angezeigten 17 Grad im Wasser zu kühl. Sehr flach war es dort. Nachdem mir das Wasser nach ewig lang reingehen immer noch nur bis zum Bauch ging und scheinbar sogar wieder flacher wurde verlor ich die Geduld und legte mich dort einfach mal tauchend hin.
Danach noch schön im Strandkorb relaxt, den diebischen Möwen zugesehen und gerätselt.

Nach der Fährrückfahrt kehrten wir dann in ein Restaurant direkt an der Promenade ein, was sich gut anhörte und wir uns vorher schon ausgeguggt hatten namens Schöne Aussichten. Fazit: das Essen war fantastisch, das Beste was ich im Urlaub hatte (es war wohl mein bester Esstag auch insgesamt). Der Service völlig chaotisch und überfordert. Es war nicht ersichtlich warum, so voll war es eigentlich nicht und es waren viele Serviceleute dort. Hab schon vollere Restaurants mit halb so vielen Servicekräften gesehen, die völlig entspannt funktionierten. Aber schlimm war es auch nicht, wir hatten ja Zeit und das Essen war wie gesagt ein Highlight.

Lachs mit Gemüse, Kaviar und toller schäumiger Soße im Schöne Aussichten in Kiel
Lachs mit Gemüse, Kaviar und toller schäumiger Soße im Schöne Aussichten in Kiel

Gemütlicher Transfer nach Lübeck

Das Kieler Hotel hatte eine sinnvolle Idee: wenn man freiwillig aufs Zimmer machen verzichtet, bekommt man einen Gutschein für ein Freigetränk für jede Person. Da uns dieses Zimmer machen in der Regel eh mehr nervt als gewünscht ist, hat das gut gepasst. Nach dem Frühstück war noch etwas Zeit bis zum Zug, also gönnten wir uns von den Gutscheinen noch eine schöne Limo.

Der Zug war dann ein Regionalexpress, fuhr gegen Mittag und eine gute Stunde und die Strecke war schön. Besonders Plön sah vom Zug aus sehr pittoresk aus. Sicher auch mal ein Aussteigen wert. In Lübeck war unser Hotel das H+Hotel Lübeck dann fast noch näher als ich dachte, wirklich direkt am Bahnhof. Schönes Haus von außen. Innen nur ein Fahrstuhl und Treppen mit einer komischen Schritthöhe. Aber das Zimmer war schön und groß.

Nun wollten wir natürlich erstmal wieder initial die Stadt erkunden. Etwas ernüchtert war ich, der Weg dahin war weiter als gedacht und über 2 stark befahrene Straßen, die eher Autobahnen glichen. Das Holstentor war zwar nett, aber dass es eingerahmt in stark befahrene Straßen ist sieht man auf den hübschen Postkartenaufnahmen auch nicht. Überall Blechlawinen, widerlich. Wenn man hier nicht zum Individual-Autoverkehrs-Hasser wird, dann weiß ich auch nicht.

Panorama in Lübeck mit Holstentor und Kirchturm St.Petri
Panorama in Lübeck mit Holstentor und Kirchturm St.Petri

Die Touristinfo gab auch nicht so viel her und als wir uns auf einen nett aussehenden Freisitz an der Trave niederließen, mit Kuchenlust meinerseits und dieser fast gar nichts zu essen im Angebot hatte, auch auf dem Rückweg durch Nebenstraßen alles zugeparkt war mit nur schmalen Bürgersteigen und nachts am Bahnhof natürlich die Besoffenen krakelten, hatte Lübeck einen denkbar schlechten ersten Eindruck gemacht.

Dieser wurde nur etwas gerettet durch das tolle italienische Restaurant La Baracca, was wir am Abend besuchten. Besonders fein fand ich die elektronische Karte. Nur am Anfang wird man kurz eingewiesen und dann kann man dort wie bei einem Onlineshop im Angebot stöbern. So sieht man z.B. auch die Bilder vom Essen. Was man möchte legt man dann in einen Warenkorb und schickt die Bestellung ab und irgendwann bringt sie die Bedienung dann. Auch für Bezahlen oder dergleichen kann man per Knopf den Wunsch auf Kontakt äußern. Keine dummen Tänze mehr darum, die Aufmerksamkeit der Bedienung zu bekommen. Auch hier ist mir schleierhaft, warum die Gastrobranche nicht schon vorher darauf kam und es viel verbreiteter ist.

Stadtspaziergang durch Lübecker Altstadt

Heute wollten wir nochmal richtig zu Fuß die Stadt erkunden. Als erster Programmpunkt schien der Kirchturm der Kirche St. Petri sinnvoll, um einen Überblick von oben zu bekommen. Nachdem wir wieder die 100 Autospuren überquert hatten und dann auch noch der vielbefahrenen Straße auf die konkrete Altstadtinsel folgten, bekamen wir erstmal einen Schreck: eine Schlange vorm Aussichtsturm.

Wie sich herausstellte eine Coronafolge, da man nur mit einem Fahrstuhl hochkam und man diesen als Maßnahme nur einzeln (bzw. als zusammengehöriges Paar) nutzen konnte. Die Wartezeit ging am Ende aber gerade so und der Ausblick war natürlich sehr schön.

Danach ging es zum Marktplatz, der aber ziemlich zerstückelt und komisch wirkte. Dort war eigentlich auch gleich das Marzipanhaus Niederegger, aber auch hier war eine Schlange und so einladend wirkte es dann auch nicht auf uns. Später fanden wir noch eine kleine romantische Ecke mit Bank in einem Hinterhof, die ganz nett war.

Teil des Rathauses am Marktplatz in Lübeck
Teil des Rathauses am Marktplatz in Lübeck

Aber auch wenn es auf der Altstadtinsel Richtung Osten ruhiger und hübscher war, blieb doch die Frage haften „das soll Weltkulturerbe sein?“. Es erhärtete sich mehr und mehr der Eindruck, dass Lübeck seit der Hanse kein Glück mehr mit seiner politischen Führung hatte.

Dort im Osten fanden wir dann auch ein schönes alternatives Cafe namens Café Affenbrot mit tollem veganen Kuchen und in einer älteren Industrieanlage, so dass es mich gleich etwas an daheim in Plagwitz erinnerte.

Eigentlich wollten wir dann eine Bootsrundfahrt machen um die Altstadtinsel. Wir hatten uns die Abfahrtzeiten extra am Vortag angesehen und abfotografiert, aber als wir dann vor Ort waren, war da nix. Offenbar fuhr an dem Tag wegen Hochwasser nichts. Dabei hatte ich vorher gelesen, dass es bei Hochwasser einfach eine andere Route nimmt und nicht, dass es dann gleich ganz ausfällt.

Der Wegfall dieses Programmpunktes brachte uns etwas aus dem Konzept. Hotel war gefühlt zu weit weg, aber irgendwie fanden wir in der City auch nicht so recht etwas, was wir stattdessen machen wollten. Wir trieben uns dann etwas im Hugeldubel und im noch offenen Karstadt herum. Das nächste Mal sollten wir uns vielleicht noch einen Plan machen mit möglichen „Lückenfüllern“.

Aber auch die Zeit ging vorüber und wir kamen zu dem vorher herausgesuchten Fischrestaurant namens Fangfrisch Lübeck. Gut dass wir durch den vorigen Ausfall etwas früher dran waren als sonst: wir bekamen den letzten freien und nicht reservierten Tisch. Es hat sich auch gelohnt. Wie eigentlich fast alle unsere Abendessen in dem Urlaub war es auch hier äußerst lecker.

Travemünde ist ein schönes Münde

Auch in Lübeck wollten wir gerne die ausgelagerte Enklave am Meer besuchen. Hier nennt sie sich Travemünde. Wieder war der Plan, mit dem Schiff hinzufahren, aber diesmal war es eher ausflugsschiffartig mit Hansa Lübeck.

Ansich war die Fahrt schön mit guten Ansagen, aber es hatte ein paar Schönheitsfehler. Alles zugestellt mit Tischen und Stühlen draußen und sobald mal jemand dazwischen stand wurde er schnell angepflaumt von den Angestellten dort, nicht im Weg rumzustehen. Man durfte nichts Mitgebrachtes essen, da sie offenbar auf ganzem Schiff Gastronomie hatten. Ziemlich teure aber. Bin trotzdem ehrlich und wollte dort auch was kleines essen (wir hatten wieder kein Frühstück und uns belegte Brötchen gekauft). Aber alles was ich wollte „hatten sie gerade nicht“. Und auch der Marzipankuchen den Berenike bestellte wurde offenbar erstmal vergessen und kam erst, als es schon fast zu spät war.

Häuserfront in Travemünde mit kleiner Autofähre
Häuserfront in Travemünde mit kleiner Autofähre

Naja, ich konnte den Hunger in Zaum halten und aß mein belegtes Brötchen dann halt in Travemünde am Strand. Die Ähnlichkeit mit Warnemünde ist aber wirklich frappierend. Eine Promenade mit Schiffen (wie der Alte Strom). Ein Hotelhochhaus (aber viel höher, ist in den Top40 von Deutschland), eine Promenade am Strand, eine kleine Autofähre rechts auf die andere Seite, wo ein Hotelkomplex ist und es kommen immer wieder große Fähren aufs Meer rausgefahren. Und es ist ein Vorort der jeweiligen Stadt mit S-Bahn Anschluss in ca. 20-30min. Und natürlich heißen beide hinten „münde“. Hat wohl der Gleiche entworfen. Da ich Warnemünde liebe also ein großer Pluspunkt für Travemünde.

Hier sind wir dann schön geschlendert, saßen lange in der Sonne auf einer Bank auf einem Steg und hatten auch einmal mehr tollen Kuchen und vor allem Tee, in der alten Vogtei. Besonders die Teekarte gefiel uns hier sehr gut. Sowas gibt es viel zu selten.

Danach besuchten wir dort noch die Sandwelten. Sehr beeindruckende Sandskulpturen in einer großen Halle, die durch Baustellen aber gar nicht so leicht zu finden war und etwas ab vom Schuss.

Sandfiguren in Travemünde, dargestellt der Froschkönig
Sandfiguren in Travemünde, dargestellt der Froschkönig

Das Abendessen gestaltete sich dann etwas schwierig. Obwohl nicht mehr in der Hauptsaison, gab es scheinbar deutlich zu wenig Gastronomie und wir standen öfters vor „alles voll“ oder Kaschemmen, wo wir eher nicht reinwollten. Am Ende wurde es „nur“ ein klassiches kleines asiatisches Restaurant, aber das muss ja auch nichts Schlechtes sein und es schmeckte angemessen und wie erwartet. Danach ging es mit der S-Bahn vom nebenliegenden süßen kleinen Badeortbahnhof mit nur einem Gleis zurück. Hier war es dann schön, direkt neben dem Bahnhof zu nächtigen, da wir dann im Dunkeln nicht weit gehen mussten zum abendlichen Longdrink.

Ein Hansetag

Dieser Tag sollte im Zeichen der Hanse stehen. Zuerst holten wir die Bootsfahrt von vor 2 Tagen nach. Wie sich später herausstellte war das Hochwasser an diesem Tag kein normales sondern sogar ein Höheres, was z.b. auch in Travemünde den Strand teilweise überflutet hatte. Erstaunlich, dass wir das so gar nicht mitbekamen, wir sind ja sonst so gut informiert.

Wie dem auch sei, die Fahrt um die Altstadt war sehr schön, wenn auch das monotone Brummen des alten Motors etwas Schläfrigkeit hervorrief. Vor allem die Kleingärten im Hochwassergebiet auf Stelzen fand ich richtig schön idyllisch. Also die östliche und südliche Seite der Altstadt scheint weit schöner zu sein. Die Fahrt war mit Stühff und deren Schiff Gaby. Wir hatten vorher geschaut und uns sprach an, dass sie hier auch ältere Schiffe hatten und es eher wie ein kleines Einzelunternehmen schien. Das erschien sympatischer und dieser Vermutung bestätigte dann auch der Eindruck bei der Rundfahrt. Rundherum gut.

Ein Bus fährt in Lübeck durchs Wasser
Ein Bus fährt in Lübeck durchs Wasser. Nanu?

Nun war es schon früher Nachmittag und unserer weiterer Weg sollte uns mit einem Eis in der Hand am kleinen historischen Hafen entlangführen direkt zum Hansemuseum. Dort erstmal Ernüchterung. Obwohl alles sehr leer erschien wurden wir nicht reingelassen, wegen Coronabeschränkungen der Besucheranzahl. Uns wurde gesagt es dauert mindestens 1h. Diese Aussage kam mir komisch vor, schließlich gab es keine Schlange und es ist doch davon auszugehen, dass auch regelmäßig wieder Leute rauskommen. Zum Glück blieben wir wegen meiner Logik stehen und siehe da, nach 10min ging es ja doch.

Das Museum war den kleinen Ärger bei der Ankunft aber allemal wert. Sehr liebevoll und anschaulich gestaltet. Sehr viele Informationen und Wissenswertes sowohl textlich, visuell und über Audio. Wir hatten immerhin 3 Stunden Zeit bis Schließung, aber merkten schnell, dass das knapp würde und verzichteten auch auf eine Einkehr im Museumscafe. Trotzdem mussten wir am Ende noch viel auslassen und wurden dann quasi als Letzte „rausgekehrt“. Etwas erschrocken hatte ich mich am Ende an einer Stelle, wo eine Art Wachsfigur stand und danach scheinbar noch welche. Urplötzlich haben die sich aber bewegt und gesprochen, das waren dann Angestellte dort.
Was mir aber auch auffiel: trotz der starken Besucherbegrenzung war es doch teils enger, gerade auch als 2 Führungen an uns vorbeischnellten. Im Normalbetrieb wäre es mir persönlich vermutlich zu Menschenvoll.

Anschließend suchten wir uns für den letzten Abend noch ein nettes Lokal. Beim schlendern durch die Stadt fiel uns das Theaterrestaurant Dülfer auf und es war innen sowohl sehr schön eingerichtet als auch sehr leer. Wir konnten daher auch den schönen Tisch mit dem alten Sofa ergattern, neben einem romantischen Kerzenhalter. Und ganz typisch norddeutsch gab es für mich ein sehr gutes Wiener Schnitzel.

Über Bad Kleinen zurück nach Daheim

Die Auswahl des Zuges für die Rückfahrt gestaltete sich etwas schwieriger. Eine Direktverbindung aus Lübeck raus nach Leipzig gab es nicht. Ein ICE Richtung Frankfurt gab es, der zum Umsteigen ganz gut gewesen wäre, aber der war zum Zeitpunkt unserer Buchung schon ausverkauft. Ansonsten ging scheinbar alles über Hamburg und dann ICE Füllstand „voll“. Voll ist nicht schön, außerdem mag ich den Bahnhof dort echt gar nicht.

Zum Glück kenne ich die Tricks und weiß, dass der Finder manchmal weder Alles noch das Beste anzeigt. Ich habe geschaut, was von Lübeck aus alles abfährt und wo es vielleicht was anderes kreuzt und siehe da: ein Regionalzug fuhr nach Bad Kleinen und wenn ich dann bei der Reisesuche als Zwischenhalt Bad Kleinen definierte bekam ich auch plötzlich eine Strecke angezeigt mit einmal umsteigen in den IC der dort hält und von Warnemünde nach Leipzig fährt. Die Strecke war obendrein kaum länger als über Hamburg und deutlich günstiger. Einziger Nachteil: wir mussten in einem Kaff-Bahnhof für den Umstieg eine Stunde warten. Was aber wie sich herausstellte so bei schönem Wetter eigentlich ganz nett war.

Bahnsteig in Lübeck, kurz vor Einfahrt des Regionalzuges
Bahnsteig in Lübeck, kurz vor Einfahrt des Regionalzuges

Ansonsten verlief die Heimfahrt gut. Nur in Köthen blieb der Zug plötzlich stehen. Laut Ansage Defekt an der Lok. Nach diversen vergeblichen Neustartversuchen des Lokführers und einer knappen halben Stunde später lief die Maschine dann fast schon überraschend doch wieder und wir düsten final Richtung Leipzig. Erstaunlich, was die Lokführer alles können.

Bleibt noch mein finaler Stadtvergleich: mir gefiel Kiel deutlich besser, da es eine authentische, lebendige und wachsende Stadt ist, alles gut beieinander und logisch angeordnet, viel Grün.
Lübeck hat eigentlich nur die Hanse-Vergangenheit und scheint sich darauf auszuruhen. Abgesehen vom Verkehrsinfarkt dort touristisch trotzdem interessant, aber leben wöllte ich da nun wirklich nicht.